Daheim? Ein gefährlicher Ort für Frauen.

Zu den Angeboten des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Saarland zählen zwei Anlaufstellen für gewaltbetroffene Frauen: Das Elisabeth-Zillken-
Schutzhaus als stationäres Angebot und die Interventionsstelle (IST) für erwachsene Opfer von häuslicher Gewalt als ambulantes Angebot.

Die IST berät, informiert und unterstützt Frauen, die von körperlicher, psychischer, sozialer Gewalt oder Stalking in engen sozialen Beziehungen betroffen sind. Nach einem polizeilichen Einsatz oder einer Anzeige übermittelt die Polizei, mit Einverständnis des Opfers, die persönlichen Daten an die IST, die dann Kontakt zu den Opfern aufnimmt. Die IST arbeitet mit allen saarländischen Polizeidienststellen zusammen. Betroffene können sich aber auch jeder Zeit direkt dorthin
wenden. Das Beratungsangebot richtet sich auch an Angehörige, Freunde und Einrichtungen.

Kinder sind immer mitbetroffen, wenn es zu Gewalt zwischen den Eltern kommt. Sie sind Augen- und Ohrenzeugen der Übergriffe. Kinder, die häusliche Gewalt miterleben, brauchen deshalb nach der Aufdeckung – z.B. durch einen Polizeieinsatz – eine rasche Unterstützung.

Die Herausforderungen der letzten Jahre bestanden darin, für ein gesamtes Bundesland zuständig zu sein, und dies bei steigenden Fallzahlen. Ein Schwerpunkt lag auf der Beratung von Migrantinnen im Kontext häuslicher Gewalt. Ihnen sind die Anlaufstellen, Rechtssysteme, Beratungsstellen, gesetzliche Rahmenbedingungen wie Wegweisungen für Täter oft unbekannt und müssen in Einzelberatungsgesprächen vermittelt werden. Danach können weitergehende Schritte mit den Klientinnen herausgearbeitet werden. Zusätzlich wurden meistens Sprachmittlerinnen eingesetzt.

Oft verhindern die strukturellen Rahmenbedingungen vieler Klientinnen die Loslösung vom Täter: Dies sind zum Beispiel finanzielle Abhängigkeiten (Teilzeitbeschäftigung von Frauen, Care Arbeit, Ungleichverteilung von Einkommen usw.), im Haushalt lebende Kinder, für die ein Familiensystem aufrechterhalten werden soll, oder psychische Abhängigkeiten.

Mit ähnlichen strukturellen Benachteiligungen, Gewalterfahrungen, tiefgreifenden
seelischen Verletzungen oder frühkindlichen Traumatisierungen sind die Klientinnen im stationären Bereich konfrontiert. Zusätzlich bieten wir besondere Wohnformen für Frauen mit seelischen Behinderungen an. Gewalt in Familie oder Partnerschaft ist neben Armut ein Auslöser von Wohnungslosigkeit bei Frauen. Bundesweit nimmt die Anzahl der Frauen in Wohnungsnot zu und steigt auch im Saarland stetig an.

Andrea Wolter,
hauptamtliche Vorständin SkF Saarland