„Sei frech, wild und wunderbar!“ Arbeiten in der Schutzstelle
Zum Einstieg möchten wir kurz das Team der Schutzstelle vorstellen. Erst kürzlich stieß Ronja Uwer (Sozialpädagogin B.A.) zu dem bis dato bestehenden Team aus Mara Philipczyk (Sozialarbeiterin B.A. und Teamleitung), Laura Sobert (Sozialarbeiterin B.A.), Lena Nicklas (Studentin der Sozialen Arbeit) und Rebecca Wilms (duale Studentin der Sozialen Arbeit).
In der Jugendschutzstelle im Elisabeth-Zillken-Haus betreuen wir Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren, die vom Jugendamt in Obhut genommen wurden und minderjährige Ausländerinnen, die unbegleitet nach Deutschland kommen. Wir versuchen einen sicheren Ort zu schaffen und gemeinsam eine Perspektive für die Mädchen zu finden. Unser Arbeitsalltag ist abwechslungsreich. Mal turbulent und wild, mal ruhig und nachdenklich. Es kommt schonmal vor, dass eine Jugendliche (16 Jahre) dienstags morgens unheimlich stolz ins Büro kommt und sagt: „Ich habe es geschafft gestern wie besprochen nüchtern zu bleiben. Ich hatte nur ein Mixery, einen Shot und einen Becher Schaumwein.“
Die Corona Pandemie betrifft seit nun fast zwei Jahren nicht nur das Privatleben, sondern auch das Arbeitsleben eines Jeden. Davon ist die Schutzstelle natürlich nicht ausgenommen. Unsere Zusammenarbeit untereinander aber auch die Zusammenarbeit mit den Klientinnen sowie mit Kooperationspartner*innen und weiteren Beteiligten ist geprägt von der pandemischen Situation und daraus hervorgehenden Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Zugangsbeschränkungen und weiteren. Online-Schule und wegfallende Tagesstrukturen erleichtern die Bewältigung der Krisen nicht gerade, aber wir versuchen das Beste draus zu machen und an den Herausforderungen zu wachsen.
Immer, wenn wir zwischen Terminen, Telefonaten und Mails Zeit finden, versuchen wir gemeinsam mit Einzelnen oder der Gruppe etwas zu unternehmen. Ob es nur ein gemeinsames Backen, ein selbstkreierter alkoholfreier Cocktail, eine Tanzsession im Büro oder sogar ein Kino- oder Wildparkbesuch ist, die Mädchen genießen jede Sekunde Aufmerksamkeit und Selbstbestimmung. Eine besonders schöne Form der Freizeitgestaltung bietet Mara Philipczyk unseren Klientinnen an. Seit einigen Monaten ist unsere Teamleitung ausgebildete Reittherapeutin und ermöglicht den Mädchen der Schutzstelle Abwechslung in Form von gelegentlichen Ausflügen auf den Bauernhof. Im Kontakt mit Pferden und anderen Tieren üben sie Kommunikation, sich für Andere zurückzunehmen und Verantwortung übernehmen. Eine Bewohnerin sagt: „Bei den Pferden habe ich mich frei, geborgen und glücklich gefühlt.“ Als die Gruppe nach dem Spaziergang noch in den Fluss springt sagt sie zu ihrer Mitbewohnerin: „Diggah, du hast Eier aus Stahl!“
Trotz Schwierigkeiten und Herausforderungen, vielleicht auch trotz Rückschlägen, sind wir motiviert unser Wissen und Können auszubauen und weiterhin unsere beste Arbeit zu leisten. Denn nicht zuletzt sind es paradoxe, jedoch herzlich gemeinte Komplimente von unseren Jugendlichen wie „Dich mag ich so gern, dich würde ich nicht anzünden“ oder „Ich dachte immer alle Blondinen sind hässlich, aber Sie sind hübsch.“, die uns ein Lachen ins Gesicht zaubern.
Verfasst von: Rebecca Wilms & Team